GROSSE PORTRÄTKUNST MIT DEM BLEISTIFT || RHEINISCHE POST || PETER KLUCKEN ||

GROSSE PORTRÄTKUNST MIT DEM BLEISTIFT || RHEINISCHE POST || PETER KLUCKEN ||

Ali Zülfikars Lebenslauf verlief alles andere als gradlinig. Er kam 1971 als fünftes von elf Geschwistern im türkischen Ort Milelis zur Welt. Schon als Kind fiel sein künstlerisches Talent auf. Von 1989 bis 1995 studierte er an der Universität Firat in Elazig Malerei. Bereits als Student gelangte er durch seine Arbeiten zu einem gewissen Bekanntheitsgrad in der Türkei. Allerdings wurde er, der auch kurdische Wurzeln hat, durch seine kritischen Arbeiten dem Regime suspekt. Nicht nur das: er wurde elf- mal festgenommen, verbrachte Wochen in Gefängnissen, wurde dort bisweilen misshandelt.

Als einer seiner Freunde in der Untersuchungshaft ums Leben kam, entschloss er sich, aus der Türkei zu fliehen. Seit 1997 lebt er nun hier, zuerst in Bremen, dann in Hagen, jetzt in Köln. Seit dem Jahr 2001 hat er den Status als anerkannter Flüchtling. In jüngster Zeit scheint sich seine Situation zu stabilisieren: Er kann, unterstützt von der Stadt Köln, ein Atelier nutzen. In der Kunstwelt genießt Ali Zülfikar mittlerweile einen guten Ruf. Er ist ein wirklicher Meister der zeichnerischen Porträtkunst. In einer Ausstellung im Duisburger Kunstverein am Weidenweg 10 kann man eine Auswahl von Ali Zülfikars Porträts aus den vergangenen fünf Jahren sehen.


Der Künstler zeigt Bleistiftarbeiten auf Leinwand (nicht auf Papier). Die meisten Porträts sind dabei überlebensgroß. Die Gesichter sind keine bloßen Abbilder, sondern eigentümliche Interpretationen, die Zülfikar „Angesichter“ nennt. Einige Gesichter kennt man, es sind die Porträts von Alberto Giacometti, Marilyn Monroe, Che Guevara, Greta Thunberg und anderen Prominenten. Andere Porträts gehören zu Menschen, die der Künstler irgendwo auf der Welt getroffen hat. Bisweilen gleichen die Porträts auch Momentaufnahmen – etwa das von ihren Händen halb verdeckte Gesicht einer Frau, die einem Bombenangriff entkommen ist.

In der Ausstellung ist auch ein kritisches Erdogan-Porträt zu sehen. Zülfikar zeigt, anders als der Bananensprayer Thomas Baumgärtel, kein Spottbild des türkischen Präsidenten, sondern ein realistisches Bleistift-Porträt. Allerdings spiegeln sich in den beiden Gläsern seiner Sonnenbrille ein weinendes Kind und im anderen Glas eine inhaftierte Oppositionspolitikerin.

Die Ausstellung wird am kommenden Freitag, 17. Januar, 19 Uhr, eröffnet. Sie kann im Kunstverein am Weidenweg 10 bis zum 16 Febru- ar bei freiem Eintritt besichtigt wer- den. Der Kunstverein ist freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr, sonn- tags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet
(Tel. 0203 7187841).

(FOTO: PETER KLUCKEN).