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Wegen Erdogan-Bild: Linzer Bürgermeister übt Zensur und entschuldigt sich dann

Beitrag veröffentlicht am 6. November 2018

Fiel kurzzeitig der Zensur zum Opfer: Erdogan-Bild des Kölner Künstlers Ali Zülfikar | Foto: Zygmunt Gajewski
 

Linz. Kunstskandal in Linz am Rhein! Bürgermeister Hans Georg Faust ließ am Wochenende zunächst ein Werk des Kölner Künstlers Ali Zülfikar in der Stadthalle abhängen, das den türkischen Präsidenten Erdogan zeigt. Auf dem Bild wird Erdogan mit einer Brille dargestellt, in deren Gläser sich links Krieg, rechts der kurdische Politiker Selahattin Demirtas widerspiegeln. In einer Hand hält Erdogan ein Heiliges Buch mit seinen Fingerabdrücken. Darunter rechts befindet sich ein etwas größerer Stempelabdruck mit der dreiteiligen Inschrift „Erdo-Bananen Republik”.

Die Vorsitzende des Kunstvereins KLIO, Dr. Denise Steger, stellte die Werke für die Ausstellung zusammen und informierte den Künstler über die Entscheidung: „Da Dein Kunstwerk bereits in allen türkischen Medien ist, hat sich das türkische Generalkonsulat bei unserem Bürgermeister Herrn Dr. Hans Georg Faust beschwert und verlangt, dass das Kunstwerk nicht aufgehängt wird. Da es sich um eine Veranstaltung der Stadt Linz handelt, kann ich nichts dagegen unternehmen. Der Bürgermeister hat leider zu große Angst wegen der Sicherheit der Ausstellung und möglichen Prozessen…“

“Nach dieser Nachricht war ich sehr wütend und bin nach Linz am Rhein gefahren”, so Zülfikar. Er sich mit dem Linzer Bürgermeister. Danach beschloss er, sein Kunstwerk mit dem Untertitel „Zensiert von der Stadt Linz“ auszustellen.

Zülfikar: “Hier in Deutschland ist mit Artikel 5 des Grundgesetzes Kunstfreiheit garantiert. Seit 1993 stelle ich meine Kunstwerke in über 170 nationalen und internationalen Einzel- und Gemeinschafts-Ausstellungen und in Museen aus. Bis jetzt habe ich so etwas noch nie erlebt.”

Zülfikar hängte seine Zeichnung mit dem Hinweis “Zensiert” auf | Foto: Zygmunt Gajewski

 

Wenn man sich künstlerisch mit politischen Themen beschäftigt, müsse es möglich sein, verwerfliches Verhalten öffentlicher Personen künstlerisch auszudrücken. In manchen Fällen seien die Verwerfungen so groß, “dass man die Form des Karikierens wählen muss”, erklärt der Künstler.

Am Sonntag sei der Linzer Bürgermeister laut Zülfikar zurückgerudert und habe ihm mitgeteilt, “dass er bezüglich der Zensur meines Kunstwerkes eine falsche Entscheidung getroffen hat. Er hat sich diesbezüglich entschuldigt. Das Kunstwerk darf ab sofort in der Linzer Stadthalle, bis zum Ende der Ausstellung, gezeigt werden”.

Morgen Nachmittag wird Zülfikar in der Stadthalle selbst anwesend sein.

Ali Zülfikar und Stadtbürgermeister Hans Georg Faust vor dem umstrittenen Werk. Später zeigte Faust Größe und entschuldigte sich | Foto: Zygmunt Gajewski