MÜNSTERLAND ZEITUNG // 22. 11.2017 // NILS HEIMANN //

Heimatmuseum Unser Fritz

Ali Zülfikar zeichnet Gesichter, die einen tiefen Blick in die Seele erlauben

WANNE-EICKEL. Ali Zülfikar gilt als Meister seines Fachs. Der in Köln lebende, aus der Türkei stammende Künstler hat sich auf Porträtmalerei und -zeichnung spezialisiert. Und die wirken besonders.

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Die Porträt-Zeichnungen von Ali Zülfikar bestechen durch Detailreichtum und emotionale Wirkung. Foto Heimann

Vor allem reife, markante Gesichter dienen ihm als Vorlage. Einige Arbeiten des 46-Jährigen sind derzeit im Wanne-Eickeler Heimatmuseum Unser Fritz in seiner Ausstellung „Angesichter“ zu sehen.

Zülfikar arbeitet auf zwei unterschiedliche Weisen. Bei einigen seiner Arbeiten setzt er traditionelle, in Handarbeit aufwendig hergestellte türkische Wollfarben ein. Eine Technik, die er einst von seiner Mutter erlernt und dann bei einigen Experten perfektioniert hat.

Porträts erhalten eine reliefartige Struktur

Dank dieser besonderen, in mehreren Schichten aufgetragenen Farben erhalten die Porträts eine reliefartige Struktur. Diese wird außerdem durch den Trocknungsprozess zum Teil aufgebrochen. Dadurch erinnern die rissigen Oberflächen an ausgedörrten Lehm. Sehr wirkungsvoll.

 

Deutlich fesselnder, weil emotionaler, sind jedoch Zülfikars Porträt-Zeichnungen, die er mit Bleistift auf zumeist große Leinwände bringt. Einen Fehler darf sich Zülfikar während des Arbeitsprozesses nicht erlauben, wie er erklärt: „Jeder Strich muss sitzen, da ich nicht mit Radiergummi arbeiten kann. Auf der Leinwand würde das verschmieren.“ Daher komponiert er das Werk vorab komplett im Kopf durch und überträgt es anschließend auf die Leinwand.

Besondere Wirktung entsteht durch mentale Interaktion 

Die besondere Wirkung erzielen die Bilder jedoch nicht nur durch ihre Größe und den Detailreichtum, sondern durch die mentale Interaktion, die sich zwischen Betrachter und Porträt entwickeln kann.

Denn blickt man eine längere Zeit auf eine der Zeichnungen, kann es vorkommen, dass ein Rollenwechsel entsteht. Will heißen man wird vom Beobachter zum Beobachteten. Manchmal entsteht sogar noch eine weitere Ebene: Da Zülfikar vor allem Modelle wählt, denen man ihr Leben ansieht und sie eindrucksvoll in Szene zusetzen vermag, erlauben die Porträtierten dem Beobachter gar einen Blick in ihre Seele.

Heimatmuseum Unser Fritz Wanne-Eickel: Ali Zülfikar „Angesichter“ bis 7.1.2018, Unser-Fritz-Straße 108, Di-Fr 10-13 und 14-17, Sa 14-17, So 11-17 Uhr

MÜNSTERLANDZEITUNG // 22. 11.2017 // NILS HEIMANN